Blog auf medelia.de

"There is a voice that doesn't use words. Listen." (Rumi)

In unserem Blog gibt es Ideen, Gedanken und subjektive Ansichten rund um das Thema gesundes Leben.

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Gesundheit hat ja viele Aspekte, gerade wenn wir sie ganzheitlich ernst nehmen. Insofern soll der Blog auch ein Kaleidoskop sein: immer mal wieder eine neue Umdrehung mit anderen Perspektiven und Beleuchtung aus diversen Ecken.

Wir veröffentlichen hier deshalb in unregelmäßigen Abständen Beiträge mit Alltagsbeobachtungen, Kommentaren oder auch poetischen Ausflügen, geschrieben von unterschiedlichen Autoren und Experten, die etwas dazu zu sagen haben.

Zu dem Blog-Kaleidoskop gehört auch Medienbeobachtung, weil das, was wir über gesundes Leben denken, mittlerweile eben sehr stark davon beeinflusst ist, was darüber zu lesen ist.

Ob nun auf Wikipedia, Spiegel Online oder in einem der vielen engagierten Blogs zu Ernährung, Yoga, Wellness und Entspannung, die kreativ immer neue Facetten beisteuern - all diese Quellen bieten wertvolle Hinweise und manchmal auch Fragwürdiges. 

Der medelia.de-Blog soll sich bunt entwickeln. Mal Spielwiese, mal Meckerecke und auch mal ein bisschen Meditationskissen.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen!

Dr. Kerstin Engels 
Verantwortliche Redakteurin bei medelia.de

Qigong – passt auch zu Yogis

Kerstin Engels

 

Qigong ist für mich ein großes Faszinosum. Nachdem ich selbst viele Jahre Erfahrungen mit der anderen großen „Body-Mind-Technik“ gemacht habe – dem Yoga – bin ich irgendwann unerwartet und ganz praktisch mit dieser alten chinesischen Methode in Berührung gekommen. Ausgerechnet während eines Yoga-Retreats, wo uns einige anstrengende Tage mit Kälte und schlechtem Wetter in den Knochen saßen, gab es eines Morgens eine spontane Programmänderung: Unter meinen Mit-Yogis war ein Spezialist, der zur allgemeinen Freude anstelle der Yoga-Session eine Qigong-Serie anleitete.

 

yin-and-yang-147655 640_pixabayDer energetisierende Effekt der Übungen war verblüffend. Nach einer Stunde fühlte ich mich wie ausgewechselt – frisch, warm und froh. Ich habe danach angefangen, mich näher mit Qigong zu beschäftigen, mit seinen vielfältigen Wurzeln und den Anwendungsformen. Bis jetzt begeistern mich die unterschiedlichen Schulen und Stile, die Konzentriertheit und die Schönheit der Bewegungen.

 

Umso mehr habe ich mich gefreut, dass Jann Glasmachers heute meinen Gastbeitrag zu Qigong auf seinem Blog Das Gesundheitsfundament veröffentlicht hat. Dieser spannende Blog beschäftigt sich mit den entscheidenden Faktoren für ein gesundes Leben. Ruhe und Bewegung gehören beispielsweise dazu.

 

Die chinesischen Meister haben uns dazu einen großen Schatz an Wissen und Erfahrungen hinterlassen. Ich fände es schön, wenn sich auch im Westen noch mehr Menschen inspirieren lassen und "die Arbeit mit dem Qi" einfach mal selbst probieren. Gerade in der dunklen Jahreszeit ist Qigong ideal und stärkt die Lebensgeister - ob nun ergänzend oder alternativ zum Yoga.

 

 

Bildnachweis: OpenClips/pixabay

Essen nach dem Lustprinzip - eine gute Idee?

Kerstin Engels

 

Auf Spiegel Online gab es kürzlich ein Interview mit dem Gesundheitswissenschaftler Thomas Frankenbach. Der Experte empfiehlt dort, beim Essen auf die eigene Körperintelligenz zu hören statt irgendwelche Ernährungsregeln zu befolgen. Durch eine verbesserte Körperwahrnehmung, so die Idee, essen wir intuitiv das Richtige. Im Prinzip sicher eine gute Idee.

 

Eisbecher Grafik pixabay popsicle-295088 1280Am spannendsten fand ich eigentlich die Diskussion dazu, unter dem Artikel und auch in den Blogs. Da es ein ruhiger Sonntagmorgen war, habe ich mir die ausführlich gegönnt – und mich wieder mal gefragt, was eigentlich mit den obligatorischen Trollen los ist, ganz besonders beim Thema Essen. Wenn es um gesunde Ernährung geht, fallen die Verunglimpfungen und Hasstiraden noch stärker aus als sonst. Aggression, Entfremdung und Essen hängen ganz offensichtlich zusammen. Und im friedlichen Einklang mit seinen eigenen Bedürfnissen leben zu wollen, scheint beim Thema Essen besonders zu provozieren.

 

Der Ansatz von Thomas Frankenbach scheint mir, so wie er da präsentiert wird, sehr verkürzt. Ich glaube, sich nach dem Lustprinzip zu ernähren, ist theoretisch richtig, funktioniert aber praktisch nicht. Das war auch der Tenor in vielen (ernsthaften) Kommentaren. Ein entscheidender Punkt dabei: Wir sind konditioniert, so dass es schwer ist ein "echtes" Bedürfnis von einem angelernten zu unterscheiden.

 

Oft haben unsere scheinbar "natürlichen" Impulse auch nichts mit unseren heutigen Lebensumständen zu tun. Ein besonders gutes Beispiel ist der Zucker: Süßes war bei unseren evolutionären Vorfahren etwas Seltenes, ein Signal für etwas Positives, für Reife, Energie, Essbarkeit. Das hat sich mit den Bedingungen der industriellen Nahrungsmittelproduktion vollkommen verändert. Wir assoziieren „süß“ weiterhin mit „positiv“, schaden uns aber mit einem Übermaß an Zucker.

 

Wir sind daran gewöhnt, dass Ersatzhandlungen und Ersatzprodukte unser ganzes Leben durchdringen, nicht nur Aromen und Zucker im Essen. Wer sich also auf seine Körperwahrnehmung verlassen will, muss oft erstmal lernen, genau hinzuschauen: Welches Bedürfnis steckt denn wirklich dahinter, wenn mich der Appetit auf Schokolade, Eiscreme oder Kartoffelchips packt? Um der somatischen Intelligenz zu vertrauen, ist es wichtig, Gewohnheiten zu prüfen und wohl auch zu ändern. Jede Wette, dass wir uns sonst ständig selbst austricksen - mit einem Riesenappetit auf Pommes-Rot-Weiß zum Beispiel.

 

 

Bildnachweis: nemo/pixabay

Zweifeln ist zweifelhaft

Mitsue Kono (Juli 2014)

 

Woher kommt der Zweifel? Meistens aus dem Kopf. Nein nein, werden Sie jetzt sagen, ich spüre meinen Zweifel immer in der Bauchgegend.

 

Und ich sage Ihnen: Der Zweifel bleibt im Kopf. Das Bauchgefühl ist Wissen. Intuition. Eine Verbindung mit der Wahrheit. Und somit wirklich Wissen.

 

Wir alle kennen diese speziellen Situationen, wo wir am Beginn einer Sache schon das Ende erblicken. Meistens im Bauch. Auf jeden Fall körperlich spürbar. Dieses Gefühl, das könnte klappen. Oder: Es könnte klappen, wird aber schwierig. Oder: Das geht gar nicht!

 

Das ist Wissen. Wir denken, Wissen hat was mit dem Kopf zu tun. Manchmal ja. Nämlich dann, wenn es analytisch ist, wenn es um den Intellekt geht. Aber das Wissen, was uns, was Forscher, Künstler, Erfinder und andere kreative lebensfreudige Menschen führt und weiterbringt, ist das intuitive Wissen. Ein Wissen, woran sich jeder Zweifel das gesamte Gebiss ausbeißen würde und tut, weil die Sicherheit dieses Wissens stark und tief ist.

 

Der intellektuelle Kopf ist eigentlich „nur“ Beiwerk. Hört sich etwas brutal an, wo wir doch in unserer Gesellschaft alles dran setzen mit dem Kopf zu erklären, mit dem Willen zu richten und mit Logik zu beurteilen. Ganz zu schwiegen von unserem Hang zu bewerten. Aber die Basis vom Wissen, die Basis der Reife, des Weiterkommens und auch des Erfolges, die finden wir im Herzen. Manchmal auch in der Bauchgegend. Auf jeden Fall, immer im Körper.

 

In der Chinesischen Medizin spricht man von einem weiten Herzen, wenn der Verstand klar und einig mit dem Himmel ist. In einem solchen klaren Verstand, der vom Herzen geführt wird, haben Zweifel keine Chance. Das Herz wird in dieser Medizin als der Kaiser des Volkes angesehen. Ist der Kaiser, also das Herz, in einem guten Zustand, geht es dem Volk, dem Verstand gut. Geht es unserem Verstand gut, dann ist es in unserem Leben gut. Die kausalen Ergebnisse ziehen einen immer größeren Kreis. Daher ist es wichtig, dass wir auf unser Herz hören. Fühlen, ob wir uns überhaupt fühlen.

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Manchmal tut das Herz einfach nur weh. Dann ist es sinnvoll in den Trost zu gehen, anzunehmen wie es ist. Den Zustand nicht zu verdrängen. Verdrängung bringt den Kaiser auf Dauer in den Wahnsinn. Dann geschehen fürchterliche Entscheidungen, entstehen grausame Gedanken, die nur der Selbstzerstörung dienen.

 

Daher gilt die Weisheit: Ein Herz darf weinen. Wenn das Weinen vorbei ist, kommt die Zeit der Freude. Ein gesunder Kaiser oder eine gesunde Kaiserin zweifeln nicht, sie oder er weiß. Übrigens auch um die Berechtigung falscher Entscheidungen.

 

Ist die Verbindung vom Herzen zum Verstand rein, ohne Stagnation und in kraftvoller Synergie, kommt Gutes dabei heraus. Für uns und für die Welt. Unser Handeln, unsere Entscheidungen sind dann von Liebe und Klarheit geprägt.

 

Menschen, die seltsame Entscheidungen treffen, Entscheidungen, die Leid bringen – sich selbst und anderen – werden in der Chinesischen Medizin mit verstopften Herzöffnungen diagnostiziert.

 

Ja, Sie lesen richtig! Das Treffen von leidvollen Entscheidungen wird in der Chinesischen Medizin als Krankheit erachtet und dementsprechend behandelt. Ein Herz, dessen Öffnungen und Poren verstopft sind, behindert den Menschen am Leben. Ein verstopftes Herz erzeugt Enge im Blickwinkel.

 

Ist das Herz frei, weit und offen, ist unsere Verbindung mit dem Leben uneingeschränkt. Sie ist frei, und es kann fließen, was fließen will und fließen muss. Der Dialog zwischen Gott, dem Universum, den Lehren Buddhas und allen anderen Weisen, steht uns uneingeschränkt zur Verfügung und fließt uns zu, wenn wir es brauchen. Denn im Herzen sitzt die Liebe, erhaben über Zweifel, über Angst, über Enge.

 

Das Herz füttert den Verstand. Dann geschehen Aha-Erlebnisse, Erkenntnisse, Verstehen von erleuchtender Art und Weise. Und wir wundern uns über die Wunder in unserem Leben. Die passenden Gelegenheiten und Begegnungen. Das Gelingen und das Lösen von Problemen – manchmal sogar das Verschwinden alter, immer wiederkehrender Probleme oder Stagnationen.

 

Der Zweifel, liebe Leserinnen und Leser, ist zweifelhaft und dennoch menschlich. Still werden und unerklärlich wissen, ist ein Partikel der Glückseligkeit und eine sanfte aber tiefgreifende Führung der Liebe.

 

 

Zur Autorin: Mitsue Kono ist Freie Künstlerin, Autorin und lehrt QiGong in Hamburg

 

Mehr über Mitsue Konos Arbeiten

http://www.makotoart.com/
http://www.mitsuekono.de/

 

Bildnachweis: johnhain/pixabay