Vitamin E: Antioxidantien für gesunde Zellen

Dr. phil. Kerstin Engels

Vitamin E ist vor allem bekannt als Zellschutz-Vitamin. Es sorgt für starke Muskeln und gute Nerven, soll zudem vor Herzinfarkt oder Krebs schützen. Dabei ist das Vitamin E nicht ein einzelner Stoff, sondern eine ganze Gruppe. 

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Olivenöl pixabay olive-oil-356102 640-1Zur Vitamin-E-Gruppe gehören unterschiedliche Stoffe. Am bekanntesten sind die Tocopherole, daneben machen seit einiger Zeit auch Tocotrienole von sich reden.

In erster Linie ist Vitamin E bedeutsam für den Schutz der Zellen, denn es wirkt antioxidativ. Antioxidantien hindern aggressive Sauerstoffverbindungen im Organismus daran, den Zellen ein Elektron zu „entreißen“ und sie so zu schädigen. Wegen dieser Eigenschaft, die Zellen vor den sogenannten freien Radikalen zu schützen, wird Vitamin E auch als Radikalfänger bezeichnet.

Lange Zeit standen vor allem die Tocopherole als gute Antioxidantien im Fokus und waren auch am besten beforscht. Inzwischen weiß man jedoch, dass die antioxidative Wirkung der Tocotrienole vierzigmal so hoch ist, wie die der Tocopherole.

Vielen Lebensmitteln wird Tocopherol zugesetzt, um sie länger haltbar zu machen. Auch dabei kommt der antioxidative Effekt des Vitamin E zum Zuge.

Wofür wird Vitamin E benötigt?

Ob Haut, Haare, Blutgefäße, Nerven oder Muskeln – Vitamin E spielt an vielen Stellen im Körper eine entscheidende Rolle. Die zellschützende Wirkung hat sich unter anderem bei Neurodemitis gezeigt, wo Vitamin E erfolgreich in der Behandlung eingesetzt wurde. Auch äußerlich setzen viele Kosmetikhersteller auf die antioxidative Wirkung von Tocopherol. Diverse Hautpflegeprodukte, wie Anti-Aging-Cremes, enthalten Vitamin E, um so von außen Hautalterungsprozesse und Zellschädigungen der Haut möglichst günstig zu beeinflussen.

Vitamin E scheint sich außerdem günstig auf Ablagerungen in den Blutgefäßen auszuwirken. Es wird daher häufig als positiver Einflussfaktor in Bezug auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall genannt. Andere Erkrankungen, bei denen sich Vitamin E vorbeugend günstig auswirken soll, sind unter anderem Krebs und Alzheimer.

Letztlich ist das Vitamin an einer Vielzahl von Vorgängen im Körper beteiligt und in seiner Rolle noch längst nicht aufgeklärt. Die Gesundheit des Nervensystems ist ebenso auf Vitamin E angewiesen wie eine funktionstüchtige Muskulatur. Es ist am Eiweißstoffwechsel beteiligt, hemmt zudem Entzündungen und stärkt die Immunabwehr. Vitamin E gilt außerdem als das Fruchtbarkeitsvitamin, weil es an der Steuerung der Keimdrüsen mit beteiligt ist und eine wichtige Rolle im Verlauf der Schwangerschaft spielt.

Welche Lebensmittel enthalten Vitamin E?

Alle menschlichen und tierischen Lebewesen benötigen Vitamin E, denn es ist bei ihnen in sämtliche Zellen eingebaut. Allerdings sind nur Pflanzen und bestimmten Bakterien in der Lage, es herzustellen.

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Die besten Quellen für Vitamin E sind Pflanzenöle, außerdem Samen, Nüsse und Mandeln. Speziell Weizenkeimöl, Sonnenblumen- und Olivenöl bieten viel Tocopherol.

Weitere Lieferanten von Vitamin E sind Gemüse und Obst, ganz besonders grüne Blattgemüse, aber zum Beispiel auch Paprika, Spargel oder Avocados. Tierische Lebensmittel, wie Butter, Milch oder Fisch, sind ebenfalls Quellen.

Vitamin E ist relativ unempfindlich gegen Hitze. Im Sonnenblumenöl beispielsweise bleibt auch beim Braten oder Frittieren noch ein relativ hoher Anteil erhalten.

Bedarf und Vitamin-E-Mangel

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt eine tägliche Menge von 12 bis 15 mg Vitamin E. Damit der Körper das Vitamin verwerten kann, benötigt er außerdem mehrfach ungesättigte Fettsäuren, wie sie in Ölen oder Nüssen enthalten sind. Die Referenzwerte werden allerdings vor allem von vielen Frauen nicht erreicht. Tatsächlich sind diese Werte jedoch Schätzungen, denn genau weiß niemand, wieviel Vitamin E der Organismus eigentlich braucht.

Bei einer ausgewogenen Ernährung ist normalerweise kein Mangel an Vitamin E zu befürchten. Da der Körper das Vitamin speichert, kann er Tagesschwankungen ausgleichen. Hinzu kommt noch, dass vielen Lebensmitteln Tocopherol als Antioxidans zugesetzt wird (E 306, E 307, E 308, E 309).

Vor allem bei langandauernden fettarmen Diäten oder einer sehr einseitigen Ernährung sind Mangelerscheinungen möglich. Andere Ursachen für einen Mangel können chronische Krankheiten des Darms und der Verdauungsorgane sein, bei denen die Aufnahme von Fett gestört ist.

Typische Symptome von Vitamin-E-Mangel sind Hautprobleme, Schwäche und Müdigkeit, Sehstörungen sowie Störungen im Nervensystem.

Ist eine Überdosierung von Vitamin E möglich?

Über die Nahrung ist es nicht möglich, zu viel Vitamin E zu sich zu nehmen. Wer über längere Zeit Vitamin-E-Präparate nehmen möchte, sollte sich dazu allerdings ärztlich beraten lassen.

Werden dauerhaft hohe Dosen Vitamin-E-Präparate eingenommen, kann dies zum Beispiel die Aufnahme von Vitamin K und Vitamin A stören. Außerdem kann sich durch höhere Dosen Vitamin E die Blutungsneigung erhöhen und die Wirkung von Gerinnungshemmern verstärken. Für Aufsehen sorgte beispielsweise auch eine Studie zum Thema Prostatakrebs, bei der sich hohe Vitamin-E-Gaben schädlich auswirkten.

Zudem sind prinzipiell synthetische Vitaminpräparate in ihrer Wirksamkeit nicht gleichzusetzen mit dem natürlichen Vorkommen in der Nahrung. Die Wirkung und Verfügbarkeit der Stoffe hängt immer von einem fein abgestimmten Zusammentreffen mit anderen Nährstoffen ab, wie sie in der natürlichen Nahrung vorkommen, aber eben nicht in isolierten Mitteln. Insofern stellen Nahrungsergänzungsmittel keine Alternative zu einer vitaminreichen Ernährung dar.


Literaturtipps

Ulrich Strunz (2013): Vitamine: Aus der Natur oder als Nahrungsergänzung - wie sie wirken, warum sie helfen (Extra: Die fatalen Denkfehler der Vitamin-Gegner), Heyne Verlag

Heinz Knieriemen (2007): Vitamine, Mineralien, Spurenelemente: Gesund und fit mit Vitalstoffen. Ein kritischer Ratgeber, AT Verlag, 3. Aufl.

 

Quellen und Links

Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie: Neue Studie bestätigt Krebsrisiko. Selen und Vitamin E nur bei Mangelzuständen einnehmen. Pressemitteilung vom 30.04.14

Julia Rommelfanger: Neue Alzheimer-Studie: Hochdosiertes Vitamin E verzögert Pflegebedürftigkeit. Medscape Deutschland, 9. Januar 2014

Bundesinstitut für Risikobewertung (2004): Verwendung von Vitaminen in Lebensmitteln. Toxikologische und ernährungsphysiologische Aspekte. Teil I, S. 87-101

Apotheken-Umschau: Vitamin E (Tocopherol) 19.06.2012/19.12.2012

Wikipedia-Artikel über Vitamin E 

 

Bildnachweis: margenauer/pixabay