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Kokosöl: Wellness aus den Tropen

Dr. phil. Kerstin Engels

Kokosöl war lange Zeit als ungesund verpönt. Wegen des hohen Anteils an gesättigten Fettsäuren galt es als schädlich. Seit einigen Jahren ändert sich diese Sichtweise jedoch deutlich. Manche Hollywood-Sterne halten Kokosöl inzwischen sogar für den ultimativen Jungbrunnen.

Kokosnuss pixabay Lebensmittelfotos coconut-1125 640Viele Veröffentlichungen sorgen für einen regelrechten Hype um das Kokosöl. Autoren, wie der „Kokosöl-Papst“ Bruce Fife („The Coconut Oil Miracle“) stilisieren es sogar zu einer Art universellem Heilsbringer. Doch auch mit etwas mehr Nüchternheit betrachtet ist Kokosöl längst rehabilitiert. Vor allem den möglichst naturbelassenen, nicht raffinierten Produkten werden viele positive und auch gesundheitsfördernde Eigenschaften zugeschrieben.

Kokosöl oder Kokosfett?

Das tropische Öl wird aus dem Fruchtfleisch der Kokosnuss gewonnen – den großen, haarigen Früchten der Kokospalme (Cocos nucifera). Der Baum stammt ursprünglich aus Südostasien und Indien. Heute wachsen überall in den Tropen Kokospalmen, ob in Brasilien oder Australien. Die wichtigsten Anbaugebiete liegen jedoch in Asien.

Unklar ist hierzulande oft, ob es einen Unterschied zwischen Kokosöl und Kokosfett gibt. Tatsächlich ist es das Gleiche. Der Grund für die unterschiedlichen Bezeichnungen ist, dass der Schmelzpunkt des Öls bei 24 Grad Celsius liegt – in den Tropen ist es damit flüssig, während es bei uns normalerweise eine schmalzartige Konsistenz hat.

Die Qualität von Kokosöl

Wie bei den meisten Ölen, ist auch die Qualität von Kokosöl sehr unterschiedlich. Dies hat mit dem Herstellungsprozess zu tun. Industriell hergestelltes Öl wird aus dem getrockneten Fruchtfleisch gewonnen (Kopra). Es hat einen hohen Fettanteil von rund 70 Prozent. Im Herstellungsprozess wird das Öl raffiniert, desodoriert und gebleicht. Dabei entsteht ein sehr hoch erhitzbares und lange haltbares Speisefett. Es wird zum Beispiel in Kuvertüren, Margarine, Eis, Gebäck und Süßigkeiten verwendet. Der Nachteil ist aber, dass wertvolle Stoffe und der Eigengeschmack verloren gehen. Problematisch ist darüber hinaus, dass industrielle Kokosfette gehärtet werden. Dabei entstehen Transfettsäuren, die als gesundheitsschädlich gelten.

Ein wesentlich schonenderes Verfahren ist die kalte Pressung von zerkleinertem Fruchtfleisch. In dem nativen Öl aus traditioneller Herstellung bleiben wertvolle Inhaltsstoffe enthalten. Solches Kokosöl von hoher Qualität ist vor allem in Bioläden oder Reformhäusern zu bekommen.

Kokosöl – ein Gesundheitsrisiko oder sogar ein -Booster?

Kokosfett galt in der Ernährung lange als ungesund. Der Grund war ein hoher Anteil an gesättigten Fettsäuren, die die Mediziner als schädlich für Herz und Blutgefäße betrachteten. Sie gingen davon aus, dass die gesättigten Fettsäuren den Cholesterinspiegel erhöhen. Doch inzwischen sehen dies viele Experten anders, jedenfalls in Bezug auf das nicht gehärtete, hochwertige Kokosfett. Hinweise  darauf, dass die gesättigten Fettsäuren der Kokosnuss das Risiko für Herz-Kreislaufkrankheiten nicht erhöhen, gab es schon in den 1980-er Jahren, als Forscher die Ernährungsgewohnheiten von polynesischen Inselbewohnern untersuchten.

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Einen hohen Anteil – etwa 45 Prozent – der gesättigten Fettsäuren macht die sogenannte Laurinsäure aus. Dabei handelt es sich um eine „mittelkettige Fettsäure“, auch als MCT bezeichnet (MCT für Medium-Chain-Triglyceride). Diese kleinen Fettmoleküle wirken sich im Stoffwechsel günstig aus und werden mittlerweile intensiv beforscht.

MCT-Fette, wie die Laurinsäure im Kokosöl, sind sehr bekömmlich, denn der Körper benötigt für ihre Verdauung keine Gallenflüssigkeit und keine fettspaltenden Enzyme. Sie gehören deshalb besonders bei Fettstoffwechselstörungen oder manchen Darmerkrankungen oft mit zur Therapie.

Ein weiterer Vorteil solcher Fette ist, dass sie für die Energiegewinnung schnell verbrannt werden. MCT-Fette sind das Gegenteil von Dickmachern: Sie kurbeln den Stoffwechsel an. Hinzu kommt dabei noch, dass sich der hohe Anteil an gesättigten Fettsäuren nicht negativ auf den Cholesterin- und Triglyceridspiegel auswirkt. Tatsächlich steigt bei der Verwendung von hochwertigem Kokosöl im Blut der Gehalt des „guten“ HDL-Cholesterins, das gerade vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen soll.

Das Forscherinteresse gilt aber noch weiteren Eigenschaften von Kokosfett. Laurinsäure ist in der Lage, schädliche Keime zu bremsen, wie zum Beispiel den Helicobacter pylori, der Magengeschwüre verursachen kann. Und die Fettsäure hemmt sogar manche Viren, die zum Beispiel Erkältungen oder Herpes auslösen.

Doch damit nicht genug. Furore machte das Buch der amerikanischen Ärztin Mary Newport, die ihren an Alzheimer erkrankten Mann einige Zeit erfolgreich mit einer Kokosöl-Diät behandelte. Bislang gibt es zwar noch keine Belege aus der klinischen Forschung, dass eine solche Diät hilft. Doch geraten MCT-Fette und auch Kokosöl mehr und mehr in den Blick der Wissenschaft. So führt in den USA das Byrd Alzheimer's Institute (University of South Florida) eine Pilotstudie zum Thema Alzheimer und Kokosöl durch. Generell könnten MCT-Fette und eben Kokosöl nach Ansicht mancher Wissenschaftler eine Rolle bei der Therapie von neurologischen Erkrankungen spielen. Erforscht werden die Wirkungen solcher Diäten nicht nur bei Alzheimer, sondern beispielsweise auch bei Parkinson.

Kokosöl in der Küche

Auch in der Küche hat Kokosöl viele Vorteile. Das native Öl ist sehr bekömmlich und es hat einen delikaten, aber nicht aufdringlichen Eigengeschmack. Es passt ausgezeichnet zu vielen gebackenen und gebratenen Gerichten, vom asiatischen Wok-Gemüse über das indische Curry bis zu heimischen Bratkartoffeln.

Vor allem das raffinierte Kokosfett ist äußerst hitzestabil. Weil es bei höheren Temperaturen nicht verbrennt, gehört es zu den klassischen Brat- und Frittierfetten. Der Rauchpunkt des nativen Öls ist geringer als bei der raffinierten Form. Er liegt bei etwa 150 Grad Celsius. Ein schonendes und kurzes Braten ist damit noch möglich, Frittieren und Braten mit großer Hitze nicht.

Kokosfett lässt sich gut aufbewahren, am besten im Kühlschrank. Normalerweise hält es so ein bis zwei Jahre.

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Pflege für Haut und Haare - am besten mit natürlichem Kokosöl

In der Kosmetik wird Kokosöl schon lange als wertvolle Zutat geschätzt. Es ist in Hautcremes ebenso zu finden, wie in Shampoos, Seifen oder Bodylotions. Kokosöl gilt als Feuchtigkeitsspender, soll die Haut vor dem Austrocknen schützen und bei Hautirritationen beruhigen. Sogar bei Neurodermitis wurden günstige Effekte beobachtet.

Ein naturbelassenes hochwertiges Kokosöl fühlt sich pur auf der Haut gut an. Es pflegt und duftet angenehm nach Kokos. Außerdem gibt es – anders als bei vielen anderen Ölen – keinen Fettfilm. Doch lässt sich ein gehaltvolles Körperöl auch als Mischung mit anderen Ölen einfach herstellen. Dafür kombiniert man Kokosöl mit anderen Pflanzenölen, wie zum Beispiel Sesam- oder Jojobaöl. Ein paar Tropfen ätherisches Öl, wie zum Beispiel Rosenöl oder Sandelholz, zaubern eine luxuriöse Duftnote mit hinein.

Die pflegenden Eigenschaften von Kokosöl kommen auch den Haaren zugute. Es ist in vielen Shampoos oder Haarkuren vor allem in der Naturkosmetik enthalten. Besonders effektiv ist es, ein naturbelassenes Kokosöl direkt zu verwenden.

 

Kokosöl-Haarkur selbst gemacht

Haare waschen und mit dem Handtuch trocknen. Einige Teelöffel Kokosöl nach und nach zwischen den Fingern verreiben und in die Haarspitzen und -längen hineinkneten. (Die Kopfhaut aussparen, weil die Haare sonst schnell fettig aussehen). Zehn bis zwanzig Minuten einwirken lassen, dann ausspülen. Die Haare werden weich und glänzend.

 

Quellen und Links

Sabine Krist u.a.: Lexikon der pflanzlichen Fette und Öle. Springer Verlag, 2008

Ruth von Braunschweig: Pflanzenöle. Qualität, Anwendung und Wirkung. Stadelmann Verlag 2007

Wikipedia-Artikel: Mittelkettige Triglyceride (abgerufen am 03.02.2015) 

Mary T. Newport: Alzheimer - vorbeugen und behandeln: Die Keton-Kur: Wie ein natürliches Fett die Erkrankung aufhält. VAK 2014 (Original 2011: Alzheimer's Disease. What if there was a cure? The story of Ketones)

Berkeley Wellness, UC Health/University of California: Can coconut oil treat Alzheimer’s? The Berkeley Wellness Letter explores the claim. June 1, 2012 (Kritische Diskussion des Buchs von Newport)

Bruce Fife: Kokosöl: Das Geheimnis gesunder Zellen. Kopp 2012

Jennifer Van Allen: Why all the fuss about coconut? The Washington Post, May 29, 2014

CoconutOil.com - Forschungsübersicht zu den Themen Kokosöl und gesättigte Fettsäuren (abgerufen am 03.02.2015) 

Einzelne Studien

Informationen zur Studie der University of South Florida Study to Evaluate Coconut Oil for Alzheimer's Disease (abgerufen am 03.02.2015)

Coconut oil: A boost for faltering brain cells? In Brain Research Discoveries, UDF Health Byrd Alzheimers’s Institute Fall/Winter 2013, S. 6ff (pdf-Dokument) 

Vermén M. Verallo-Rowell, Kristine M. Dillague, Bertha S. Syah-Tjunäawan: Novel Antibacterial and Emollient Effects of Coconut and Virgin Olive Oils in Adult Atopic Dermatitis. Dermatitis 2008 Nov/Dez; 19 (6): 308-315 (auch verfügbar als pdf-Dokument)

Ian A. Prior u.a.: Cholesterol, coconuts, and diet on Polynesian atolls: a natural experiment: the Pukapuka and Tokelau island studies. Am J Clin Nutr 1981 Aug; 34 (8):1552-61 

 

 

Bildnachweise: Lebensmittelfotos/pixabay