Brennnessel: Unkraut, Gemüse und Heilpflanze

Ob als Bio-Dünger, Superfood oder Entschlackungstee - die Brennnessel hat erstaunliche Qualitäten. Und sie gehört mit zu den ältesten Heilpflanzen. Bei der Ernte sind zwar Handschuhe zu empfehlen, doch die gemeinen Brennhaare lassen sich leicht unschädlich machen.

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Die Brennnessel wächst wild und ist allgegenwärtig. In gemäßigtem Klima gedeiht sie so gut wie überall auf der Welt. Von den über 40 Arten gibt es in Deutschland hauptsächlich zwei: Urtica dioica, die „Große Brennnessel“, und Urtica urens, die „Kleine Brennnessel“.

Bei Gärtnern ist die Pflanze als hartnäckiges „Unkraut“ unbeliebt. Ein etwas schmuddeliges Image hat die Brennnessel außerdem, weil sie häufig auf Brachflächen, Schutthalden oder am Straßenrand wächst.

Und – natürlich kennen fast alle den schmerzhaften Kontakt mit der Brennnessel. Verantwortlich dafür sind winzige „Brennhaare“. Sie brechen bei Berührung ab, verursachen kleine Stiche in der Haut und spritzen ein Säuregemisch hinein. Hautreizungen mit brennendem Schmerz, Quaddeln und manchmal auch Entzündungen sind die Folgen.

Doch die Pflanze hat auch eine Menge sehr positiver Eigenschaften. Die Brennnessel ist nicht nur eine der ältesten Heilpflanzen. Sie hat auch bereits eine lange Karriere als Nutzpflanze hinter sich. So stellten schon alte Kulturen aus ihren Fasern Textilien her. Die Wurzeln und Blätter dienten traditionell auch als Färbematerialien. Verwendung findet die Brennnessel außerdem bis heute als Düngemittel, im Bio-Anbau ebenso wie bei Hobby-Gärtnern.

Brennnesseln essen

Aus der Küche ist die Brennnessel am ehesten als Tee bekannt. Viele kennen auch den Brennnesselkäse, zum Beispiel im Gouda, den es im Handel gibt. Da Brennnesseln antibakteriell wirken, hat man Lebensmittel wie Butter früher sogar darin eingewickelt, damit sie sich länger halten.

Tatsächlich ist die Große Brennnessel weit darüber hinaus eine sehr gehaltvolle Nahrungspflanze. Dies schien weitgehend verdrängt – vielleicht weil sie in früheren Zeiten ein Arme-Leute-Essen und Nahrungsmittel in Notzeiten war.

Inzwischen wird die Brennnessel aber zunehmend als schmackhaftes und gesundes Lebensmittel wiederentdeckt. Dementsprechend kursiert im Internet eine wachsende Vielfalt an klassischen und kreativen Rezeptsammlungen auf Koch-Websites oder in den Hobby-Koch-Communities.

Dabei gilt die Brennnessel zwar als Frühlingsgemüse, sie kann aber mindestens bis in den September geerntet werden. Verwendet werden in erster Linie junge Triebe. Darüber hinaus schmecken aber auch die gerösteten Samen.

Zu den beliebtesten Zubereitungsformen gehört der „Brennnesselspinat“, der sehr aromatisch und etwas säuerlicher als echter Spinat schmeckt. Ein weiteres Gericht – einfach, lecker und sehr gesund – ist die Brennnesselsuppe. Und auch roh – ob im Smoothie oder im Salat – lassen sich die Blätter der Brennnessel sehr gut verwenden.

Wie werden die Brennhaare unschädlich gemacht?

Beim Ernten sind natürlich Handschuhe zu empfehlen. Um die Brennnessel dann gefahrlos in der Küche zu verwenden, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Brennhaare unschädlich zu machen. Zum einen: Werden die Blätter gekocht, blanchiert oder auch für Tee getrocknet, verlieren die Nesselhaare ihre Wirkung.

Zum anderen können Brennnesseln aber auch roh gegessen werden, beispielsweise im Salat. Dafür kann man sie entweder sehr fein hacken – gut geeignet dafür sind Wiegemesser. Oder die Blätter werden in ein Küchentuch gewickelt und fest ausgewrungen.

Auch als Zutat für grüne Smoothies lassen sich Brennnesseln vollkommen problemlos verwenden. Um das Säure-Histamin-Gemisch aus den Brennhaaren zu entfernen, können die Blätter vorher durchgegewalkt und dann abgeduscht werden.

Nährstoffe in der Brennnessel

Nicht nur geschmacklich, auch von ihrem Nährstoffgehalt her sind Brennnesseln alles andere als „Notpflanzen“. In mancherlei Hinsicht übertreffen sie viele andere Grünpflanzen, wie zum Beispiel Spinat oder Salat deutlich.

Bemerkenswert ist zum einen ein hoher Anteil an Eiweiß: 100 Gramm frische Brennnesseln enthalten 5,5 g Eiweiß, der Eiweißanteil in der Trockenmasse liegt bei stolzen 40 Prozent.

Brennnesseln liefern zum anderen Vitamine, allen voran Vitamin C – und zwar siebenmal so viel wie Orangen. 100 Gramm frische Brennnesseln enthalten 175 mg Vitamin C, was über dem von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlenen Tagesbedarf liegt (100 mg).

Beachtlich sind Brennnesseln außerdem als Lieferanten von Beta-Carotin, der pflanzlichen Vorstufe des Vitamin A, sowie wegen ihres Anteils an Mineralstoffen, wie Magnesium, Kalium und Calcium. Hinzu kommen Spurenelemente, vor allem Eisen.

Darüber sorgt ein hoher Gehalt an Flavonoiden (sekundären Pflanzenstoffen) vor allem für die Heilwirkungen, die der Brennnessel zugeschrieben werden.

Brennnesseln als Heilpflanze

Beliebt ist Brennnesseltee im Frühjahr als Unterstützung zur Entgiftung – eine einfache und dabei noch sehr günstige Entschlackungskur. Darüber hinaus kommen Brennnesselblätter vor allem als wassertreibendes Mittel zum Einsatz (Diuretikum). In der Regel werden sie auch hier getrocknet als Tee verwendet oder als Extrakte in Kapseln.

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Durch die Flavonoide erhöht sich die Ausscheidung von Harn, so dass die Harnwege vermehrt durchgespült werden. Außerdem konnte inzwischen eine leicht antientzündliche Wirkung der Brennnessel belegt werden. Die Pflanze ist daher in der Kräuterheilkunde eines der wichtigsten Mittel gegen beginnende Blasenentzündungen oder zur Unterstützung bei Infektionen der Harnwege. Oft werden dabei Kombinationen mit anderen Kräutern verwendet.

Aufgrund der treibenden Wirkung der Brennnesselblätter wird zudem vermehrt Harnsäure ausgeschieden, was sich wiederum günstig bei Gicht auswirken kann.

Traditionell gilt die Brennnessel auch als Mittel gegen rheumatische Beschwerden und Gelenkprobleme. Überliefert ist beispielsweise aus dem Mittelalter, dass sich die Menschen mit Brennnesseln auspeitschen ließen, um solche Leiden zu lindern.

Wenn Brennnesseltee zu Heilzwecken eingesetzt wird, ist es in jedem Fall wichtig genug zu trinken. Bei Wasseransammlungen, die durch Störungen der Herz- oder Nierenfunktion verursacht sind, soll die Brennnessel nicht angewendet werden.

Bekannt ist noch ein weiterer Anwendungsbereich: Brennnesselwurzeln enthalten pflanzliche Hormone, die sich günstig bei Prostatabeschwerden auswirken sollen. Entsprechende Präparate sind als Extrakte im Handel erhältlich. Wer sie zur Unterstützung nehmen möchte, sollte das aber – wie bei pflanzlichen Heilmitteln generell – mit Ärzten, Apothekern oder Heilpraktikern besprechen.

 

 

 

Bildnachweis: AllAnd/pixabay