Homöopathie: Die sanfte Heilkunde

Die Homöopathie gehört zu den Heilverfahren der Alternativmedizin. Sie gilt als sanft und gut geeignet auch in Ergänzung zu schulmedizinischen Therapien. Speziell bei leichteren Beschwerden im Alltag vertrauen viele Menschen auf diese Heilkunde.

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Homöopathie Globuli

Begründet wurde die Homöopathie von dem deutschen Arzt Samuel Hahnemann (1755-1883). Seit Hahnemanns Zeiten hat sich die Homöopathie allerdings in unterschiedliche Richtungen und Schulen ausdifferenziert.

Immer beliebter und heftig umstritten

Während einerseits immer mehr Menschen auf die Homöopathie setzen, wird sie andererseits umso heftiger angefeindet. Kritiker der Homöopathie betrachten sie als wissenschaftlich unhaltbar und schreiben jede positive Wirkung ausschließlich dem Placebo-Effekt zu. Homöopathische Arzneien sind nach dieser Sichtweise Scheinarzneien, deren Wirkung auf Glauben und Wunschdenken beruht.

Dessen ungeachtet integriert jedoch auch die Schulmedizin die Homöopathie zunehmend. So beziehen viele Ärzte homöopathische Mittel mit in die Behandlung ein und immer mehr Krankenkassen übernehmen die Kosten für Homöopathie. Auch in Krankenhäusern kommt die Methode als Begleitung anderer Therapien längst zum Einsatz. Dementsprechend hat die Homöopathie mittlerweile auch in die Ausbildung von Medizinern Einzug gehalten.

Die Idee der Homöopathie

Das Prinzip, nach dem die Homöopathie bis heute verfährt, lautet „Similia similibus curentur“ – Ähnliches werde mit Ähnlichem geheilt. Dahinter verbirgt sich die Vorstellung, dass ein aus dem Gleichgewicht geratener Organismus, der spezifische Symptome zeigt, durch ein Mittel geheilt werden kann, das bei Gesunden ähnliche Symptome auslöst. Die Tollkirsche – Belladonna – verursacht beispielsweise bei gesunden Menschen Hitze, Rötungen und Herzrasen und kommt daher als homöopathisches Mittel bei Zuständen zum Einsatz, für die solche Symptome charakteristisch sind, etwa in bestimmten Stadien einer Infektion.

Ein homöopathisches Mittel wird allerdings nicht aufgrund von einzelnen Symptomen verschrieben sondern aufgrund des individuellen Gesamtbildes eines Patienten. So kann es sein, dass Patienten mit der gleichen Erkrankung unterschiedliche Mittel verschrieben bekommen. Die Idee ist letztlich, dass mit dem jeweiligen homöopathischen Mittel ein Reiz gesetzt wird, der die Selbstheilungskräfte aktiviert und den Organismus anregt, sein individuelles Gleichgewicht wieder herzustellen.

Die Arznei in der Homöopathie

Homöopatische Mittel sind in Deutschland rezeptfrei in der Apotheke zu bekommen. Überwiegend handelt es sich dabei um Globuli – kleine weiße Kügelchen auf Zuckerbasis. Außerdem gibt es homöopathische Mittel in Form von Tropfen oder auch Tabletten.

Eine homöopathische Arznei ist stets die starke Verdünnung eines Ausgangsstoffes. Bei den mehr als 2000 Ursprungsstoffen handelt es sich häufig um pflanzliche Substanzen, die sogenannten Urtinkturen. Daneben werden aber auch Mittel verwendet, die tierischen und mineralischen Ursprungs sind. Die Art der Verdünnung ist in der Homöopathie entscheidend: Nach homöopathischer Lehre erhöht sich die Wirksamkeit eines Mittels – seine Potenz – durch die Verdünnungsschritte. Das Prinzip „viel hilft viel“ wird hier also umgekehrt. Deshalb wird der Prozess, in dem die Substanzen nicht nur verdünnt sondern auch geschüttelt werden, auch als Potenzierung bezeichnet.

Sowohl die Anzahl der Verdünnungsschritte als auch das Verdünnungsverhältnis werden für jedes Mittel mit einem Buchstaben und einer Zahl gekennzeichnet. Belladonna D12 wurde zum Beispiel aus einer Urtinktur hergestellt, die zwölfmal im Verhältnis 1:10 verdünnt wurde. Neben der D-Potenz (D = Dezimalpotenz) gibt es weitere, wie die C- oder Q-Potenzen (mit Verdünnungen von 1:100 beziehungsweise 1:50.000). Bei den höheren Potenzen ist der Ausgangsstoff aufgrund der hohen Verdünnung nur noch minimal enthalten oder gar nicht mehr nachzuweisen. Nach homöopathischer Auffassung macht jedoch die energetische Information eines Stoffes und nicht seine materielle Eigenschaft die Wirksamkeit aus.

Wie werden homöopathische Mittel eingenommen?

Homöopathische Arzneien, ob Globuli, Tabletten oder Tropfen, sollen über die Mundschleimhaut aufgenommen werden. Das bedeutet, sie werden nicht geschluckt, sondern man lässt sie langsam im Mund auf der Zunge zergehen und sollte unmittelbar vorher und nachher nichts essen oder trinken.

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Das Gleiche gilt auch bei der Methode, wonach Mittel in einem Wasserglas gelöst und dann eingenommen werden.

Die Homöopathie geht außerdem davon aus, dass eine Reihe von Stoffen die Wirksamkeit der Mittel beeinträchtigt. Dazu zählen ätherische Öle und besonders kampher- und mentholhaltige Produkte. Aus diesem Grund gibt es beispielsweise spezielle homöopathieverträgliche Zahncremes, die solche Stoffe nicht enthalten.

Abgeraten wird wegen dieses Effekts oft auch davon, viel Kaffee oder andere koffeinhaltige Getränke während einer homöopathischen Behandlung zu trinken.

Wo kann Homöopathie helfen?

Wer sich in eine homöopathische Therapie bei erfahrenen Ärzten oder Heilpraktikern begibt, kann mit dieser Methode ein großes Spektrum an Beschwerden behandeln lassen, von der akuten Erkrankung bis hin zu chronischen Leiden. Je nach Art der Erkrankung kann die Homöopathie als Ergänzung zu anderen Verfahren oder auch als Therapieschwerpunkt hilfreich sein. Beliebt ist die Homöopathie wegen ihres sanften Charakters auch zur Behandlung von Kindern und Tieren.

Vor einer homöopathischen Behandlung empfiehlt es sich zu klären, ob die Krankenkasse die Behandlung übernimmt oder ob die Kosten selbst zu tragen sind.

Homöopathie selbst anwenden?

Leichte Beschwerden, wie beispielsweise Schnupfen oder kleine Verletzungen behandeln viele Menschen mit der Homöopathie selbst.

Verbreitet sind in der Apotheke erhältliche Taschenapotheken, also kleinere Sammlungen von homöopathischen Mitteln für zu Hause oder auf Reisen. Damit Laien die Homöopathie anwenden können, existiert eine umfangreiche Ratgeberliteratur. Viele Apotheken vor Ort sind auch auf Homöopathie spezialisiert und können dazu entsprechend beraten.

Wichtig ist aber, bei länger andauernden oder stärkeren Beschwerden ärztlichen Rat einzuholen und zu klären, ob auch eine schulmedizinische Behandlung nötig ist.

 

Lesen Sie hier ein ausführliches Interview zum Thema Homöopathie bei Allergien.

 

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