Nasenspülung: Fließen lassen und durchatmen
Dr. phil. Kerstin Engels
Wenn es kühler wird, haben viele Menschen mit Erkältungen zu kämpfen. Ein bewährtes Mittel gegen Schnupfen ist die Nasenspülung.
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Was für viele Europäer noch immer befremdlich klingt, ist in Indien gängige Praxis. Im Ayurveda, der traditionellen indischen Medizin, ist die Nasenspülung eine klassische Anwendung.
Auch im Yoga gehört Jala Neti, die Nasenspülung mit Wasser, zu den wichtigsten Reinigungstechniken. Beispielsweise wird sie gern als Vorbereitung zu energetisierenden Atemübungen verwendet, weil sie dem Atemfluss erleichtet.
Doch auch im Westen setzt sich der Umgang mit Nasenkännchen oder -dusche immer mehr durch. Auch manche Ärzte empfehlen die Nasenspülung mittlerweile ausdrücklich.
Wofür ist die Nasenspülung gut?
Viele Menschen greifen täglich zu ihrem Nasenspülkännchen, um Krankheitserreger, Pollen und Staub zu entfernen. Das wichtigste Argument: Die Spülung soll Beschwerden wie Infekten vorbeugen, weil sich Bakterien und Viren weniger stark ansiedeln.
Auch für Allergiker, die zum Beispiel empfindlich auf Hausstaub oder Pollen reagieren, kann eine regelmäßige Nasendusche eine gute Unterstützung sein.
Ein weiterer Effekt der Nasendusche ist die Befeuchtung der Schleimhäute. Vor allem während der Heizperiode trocknen die Nasenschleimhäute leicht aus und werden dadurch für Keime anfälliger. Dem soll die regelmäßige Nasenspülung entgegen wirken und insofern die Abwehr verbessern.
Außerdem kommt die Nasenspülung im akuten Fall zum Einsatz, also wenn der Schnupfen schon da ist. Bei entzündeten und geschwollenen Nasenschleimhäuten, kann es sehr wohltuend und hilfreich sein, die Nase mehrfach täglich zu spülen.
Wenn dadurch allerdings Druck im Kopf entsteht oder wenn Kopfschmerzen auftreten, sollten Nasenduschen abgesetzt werden. Auch bei allen Verschlimmerungen von Beschwerden, soll man sie nicht verwenden. Generell empfiehlt sich bei gesundheitlichen Problemen, ärztlichen Rat zu holen.
Wie funktioniert die Nasenspülung?
Man benötigt entweder ein klassisches Nasenkännchen oder eine Nasendusche. Die Nasenspülkännchen sind kleine Schnabeltassen, in Indien Neti-Kännchen genannt. Sie bestehen traditionell aus Keramik, Porzellan oder auch Glas, mittlerweile aber oft aus Kunststoff. Nasenduschen sind Geräte aus Plastik, die mit einem Ventil ausgestattet sind.
Sie sind in Apotheken oder Drogerien erhältlich. Die klassischen Neti-Kännchen sind in vielen Yogashops und im Internetversandhandel erhältlich. Der Gebrauch ist einfach:
- Das Behältnis mit einer lauwarmen isotonischen Salzwasserlösung füllen (dazu s.u.).
- Den Kopf nach vorn über das Waschbecken beugen und zur Seite neigen, so dass ein Ohr oben und das andere unten ist. Das Nasenkännchen bzw. die Nasendusche an das obere Nasenloch ansetzen. Das Salzwasser läuft durch das untere Nasenloch wieder heraus in das Waschbecken. Wichtig: Es funktioniert nur, wenn dabei durch den geöffneten Mund gleichmäßig geatmet wird.
- Nach dem Absetzen des Nasenkännchens lässt man das restliche Wasser aus der Nase ablaufen. Ganz typisch ist ein leichtes Brennen zu Beginn, das aber schnell nachlässt.
- Zur anderen Seite genauso verfahren. Im Ayurveda betupft man die Nasenlöcher anschließend etwas mit Sesamöl oder Ghee (ayurvedisches Butterfett).
Das Wasser kann von einer Seite der Nase auf die andere laufen, weil die Nasenscheidewand zwischen den beiden Hälften nicht ganz geschlossen ist. Das Wasser fließt dabei im oberen Rachenraum hindurch. In ähnlicher Weise läuft ständig Tränenflüssigkeit durch die Nase ab.
Nach der Benutzung muss das Behältnis gründlich mit heißem Wasser gereinigt und getrocknet werden.
Wie stellt man eine isotonische Salzlösung her?
Eine isotonische Kochsalzlösung entspricht 9 g Salz pro 1 l Wasser. Anders ausgedrückt ist dies eine 0,9-prozentige Lösung. Dieser Gehalt entspricht der Salzkonzentration im menschlichen Körper. Die Lösung schmeckt dann in etwa wie Tränenflüssigkeit.
Die isotonische Lösung ist zwar fertig in der Apotheke erhältlich, aber sie lässt sich leicht selbst herstellen. Zum einfachen Dosieren sind kleine Messlöffel erhältlich, alternativ ist das Salz auch in bereits abgepackten Dosen erhältlich. Für eine ungefähre Dosierung reicht es aber, einen halben gestrichenen Teelöffel Salz in einen Becher mit warmem Wasser zu geben (bzw. 2 Teelöffel Salz pro Liter).
Für die Lösung lässt sich einfaches Kochsalz oder Meersalz verwenden. Empfehlenswert ist Salz ohne Zusätze, wie Rieselhilfen oder Jod, um die Schleimhäute nicht unnötig zu reizen. Das Salz wird in lauwarmes Wasser gegeben und gut umgerührt, bis es sich vollständig aufgelöst hat.
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Wie oft wird die Nasenspülung angewendet?
Als Vorbeugung kommt die Nasenspülung in der Regel einmal täglich zum Einsatz, beispielsweise als Teil der Morgenroutine.
In akuten Fällen, also zum Beispiel bei Heuschnupfen oder Erkältungen, kann die Nasenspülung mehrmals täglich nach Bedarf gemacht werden.
Welche Vor- und Nachteile hat die Nasenspülung?
Eine regelmäßige Anwendung der Nasenspülung ist einfach, schnell und kostengünstig. Bei akuten Problemen der Nasenschleimhäute kann sie oft sehr gute Dienste tun. Auch Kinder erlernen den Gebrauch relativ leicht.
Ärzte raten jedoch oft von einer Nasenspülung ab, wenn die Nasennebenhöhlen stark zugeschwollen sind, weil sich dann Flüssigkeit darin sammeln kann und nicht abfließt.
Bisherige medizinische Studien zu den gesundheitlichen Effekten der Nasendusche kamen zu widersprüchlichen Ergebnissen. Einerseits konnten positive Wirkungen der Nasenspülung bei der Vorbeugung und als Unterstützung bei akutem Schnupfen und Pollenallergien in einer größeren Anzahl von Studien nachgewiesen werden. Auch zu chronischen Entzündungen gibt es aus mehreren Untersuchungen Forschungsergebnisse, die günstige Effekte nahelegen.
Andererseits gab es Berichte, denen zufolge sich eine regelmäßige Nasenspülung bei Patienten mit wiederkehrenden Entzündungen der Nasennebenhöhlen negativ auswirkt. Auf dieser Basis rät die Deutsche Lungenstiftung, Nasenspülungen nicht dauerhaft, sondern nur bei akuten Infekten für maximal eine Woche anzuwenden. Prof. Harald Morr, Vorstandsvorsitzender der DLS warnt direkt: „Wer dauerhaft über einen längeren Zeitraum seine Nase mit einer Salzlösung spült, läuft Gefahr, sie ihres natürlichen Immunschutzes zu berauben.“
Die bisherigen Erkenntnisse scheinen insofern nicht sehr eindeutig zu sein. Die Studien, auf die sich die kritische Position der DLS bezieht, waren von ihrem Umfang her eher gering, mit 68 Studienteilnehmern in dem einen und 24 Teilnehmern im anderen Fall. Für viele Yogapraktizierende oder Ayurveda-Anhänger dürften ohnehin persönliche Erfahrungen mit dieser Reinigungstechnik ausschlaggebend sein.
Im Zweifel – insbesondere bei Erkrankungen – sollte ein Arzt dazu befragt werden.
Quellen und Links
Prof. Dr. Thomas Schmidt: Weitere Studienergebnisse zur Nasenspülung (abrufbar als pdf unter www.nasespuelen.de, online abgerufen am 6.3.2015)
Alexander Kobs: Shatkarma - Die Geheimnisse der Yoga-Reinigung: Yogische Techniken und ayurvedische Prinzipien zur Verjüngung, Oberstdorf 2005 (Print)
Kerstin Rosenberg: Das große Ayurveda Buch, München 2004 (Print)
Netishop/Verlag Ganzheitlich Leben
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